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Deutschland à la française

Über den Leseabend mit Pascale Hugues

· Literatur,Mannheim,Frankreich,Übersetzen,Literaturübersetzen

Die Tage vergehen so schnell. Der Leseabend mit Pascale Hugues, der französischen Schriftstellerin, die in Berlin wohnt und Mannheim besucht hat, liegt fast einen Monat zurück. Jedoch möchte ich euch etwas über diesen Abend erzählen, bevor er in der Dämmerung der Erinnerungen verschwindet.

Letztes Jahr war Frankreich Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse. Das veranlasste den Rowohlt Verlag dazu, Pascale Hugues damit zu beauftragen, ein Buch zum Thema „Deutschland und Frankreich“ zu schreiben. Da die Schriftstellerin schon lange in Berlin wohnt und alle kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich bereits selbst gesehen und gespürt sowie zahlreiche Bücher und Artikel zum Thema gelesen hat, nahm sie diesen Auftrag zunächst eher ungern an. Jedoch sah sie ihn zunehmend als eine Art Herausforderung an – als Herausforderung, etwas über Deutschland zu schreiben, das noch nicht gesagt worden war. Etwas, das Franzosen in Deutschland zwar erkennen, aber nicht gleich erwähnen. Etwas, das tief im Kultur-Code verschlüsselt ist, jedoch nicht gleich an die Oberfläche gelangt. So entstand Deutschland à la française.

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Dass die berühmte Schriftstellerin bald in Mannheim, also bei mir um die Ecke, eine Lesung halten würde, erfuhr ich von einer Freundin. Das war reiner Zufall. Ich hatte dieser Freundin angeboten, sich „Deutschland à la française“ von mir auszuleihen, weil das Buch mir sehr gefallen hatte. Fünf Minuten später sagte meine Freundin mir, dass sie die Lesung der Schriftstellerin „herausgegoogelt“ hatte. Was für ein Zufall! Da mussten wir beide unbedingt hin.

Am Abend des 24. Januars war der Saal des Institute Français voll. Das Lustige daran: Ich hatte zuvor nicht einmal gewusst, dass es in Mannheim ein Institute Français gibt. Wie sich später herausstellte, wurde es erst vor gut einem halben Jahr eröffnet, im Juli 2017. Die meisten Anwesenden hatten auf die eine oder andere Weise eine Verbindung zu Frankreich. Die Lesund wurde jedoch auf Deutsch gehalten.

In ihr Buch hat Pascale Hugues persönliche Beobachtungen einfließen lassen, wodurch ein natürliches und humorvolles Leseerlebnis entsteht. Die Diskussion am Ende der Lesung gestaltete sich besonders lebendig, da viele Teilnehmer auch ihre persönlichen Geschichten erzählen wollten. Das Leben in einem kleinen Dorf im Elsass oder in einer anderen Region Frankreichs, der Umzug nach Deutschland, das Leben in einem neuen Land mit einer neuen Kultur – viele Zuhörer im Saal entdeckten Gemeinsamkeiten in ihrer Lebensgeschichte.

Eine Frage, die mich als Übersetzerin sehr interessierte, ähnelte der nach dem Huhn und dem Ei. Sie lautete: „Was kam als erstes – der Roman auf Französisch oder auf Deutsch?“ Im Unterschied zur Huhn-Ei-Problematik ließ sich meine Frage viel einfacher beantworten: Zuerst gab es die französische Originalversion mit dem Titel Was ist das? : Chroniques d'une Française à Berlin; danach wurde das Buch von Elisabeth Thielicke ins Deutsche übersetzt.

Am Ende des Abends konnte man das Buch kaufen und von der Autorin unterschreiben lassen – eine Chance, die ich nicht verpassen wollte. Wer Pascale Hugues selbst noch sehen und hören möchte, hat Anfang März noch die Gelegenheit dazu:

02.03.2018 um 19.30 Uhr in Premnitz

Lesung „Deutschland à la française“

Villa am See
Mozartstr. 1
14727 Premnitz