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Wer wird Millionär?

Eindrücke und Erkenntnisse vom Seminar "Übersetzen von Urkunden"

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Am 03. Februar 2018 fand das Seminar „Übersetzen von Urkunden, Zeugnissen und Bildungsnachweisen – alles, was frisch Beeidigte (und andere) wissen müssen“ in Frankfurt/Main statt. Geleitet wurde das Seminar von Dr. Radegundis Stolze, die 30 Jahre lang Leiterin der BDÜ-Regionalgruppe Darmstadt und Redakteurin des Hessen-Info war. Was könnte an einem Seminar, das einem trockenen Thema wie Rechtssprache gewidmet wurde, so spannend sein, dass die Teilnehmer keine Sekunde ihrer Aufmerksamkeit vergeuden wollten?

Erstens, die Themenauswahl. Man fing mit den Definitionen an, was weitere Diskussionen vorgebeugte und ausschloß. Des Weiteren wurden die Voraussetzungen der Ermächtigung für die Übersetzer und Dolmetscher geklärt.

Die Übersetzung ist nur eine Lesehilfe. - Dr. Radegundis Stolze

Im Laufe des Seminars wurde betont, dass die Übersetzung an sich die Funktion einer Lesehilfe erfüllt. Man hilft dem Leser, zu verstehen, worum es in dem Text geht. Die Entscheidung aber, ob die Informationen wichtig oder eher unwichtig sind, wird dem Leser überlassen. Dieser rote Faden war sehr wichtig für weit verbreiteten Fragen: wie übersetzt man die Namen der Institutionen? Wie gibt man die Personen- und Ortsnamen wieder?

Außerdem wurden die Themen besprochen, die auch in den Kreisen von professionellen Übersetzern viele Diskussionen anregen – was ist ein Original und eine Kopie? Wenn ich als ermächtigter Übersetzer den Verdacht habe, eine Fälschung zu übersetzen, welche Konsequenzen zieht es nach sich hin? Als eine große Hilfe erwies sich die Leitlinie des BDÜ zur Urkundenübersetzung.

Eine Urkunde aus dem Jüdischen Museum in Frankfurt/Main

Als ein wichtiger Punkt, der zwar mehr oder weniger aus der Praxis bekannt war, aber nicht häufig und gerne besprochen wurde, war der finanziellen Sparte gewidmet. Wie rechnet man als Übersetzer Honorar ab? Gibt es Unterschiede zwischen dem Honorar für Privatkunden und Institutionen? Woher kommen die am meisten verbreiteten Abrechnungsformen „nach Zeilen“? Und welchen Text nimmt man als Grundlage für die Abrechnung – den Ausgang- oder den Zieltext?

Es gab auch den Raum für sprachspezifische Fragen und Diskussionen: wie überträgt man z.B. arabische Zeitrechnung? Wurde z.B. eine Person laut den Angaben der Geburtsurkunde 1395 oder doch 1975 geboren? Bedeutet die deutsche Eins dasselbe, wie die amerikanische „A/excellent“? Und wie heißen die Einwohner der Elfenbeinküste? Elfenbeinküster? Oder gar Elfenbeiner?* Diese und viele anderen Fragen wurden im Laufe des Seminars mit aller Ausführlichkeit beantwortet. Man könnte sich gut vorstellen, dass nach diesem Seminar jegliche Quizfragen beim „Wer wird Millionär?“ von den Teilnehmern leicht beantwortet werden konnten.

Nicht weniger spannend waren auch die Gespräche mit den Kolleginnen in der Mittagsspause. Man konnte sich frei über die aktuellsten Themen austauschen, sei es geschäftlich oder privat. Nach Tipps fragen, die aktuellsten Themen sowohl für selbständige als auch für angestellte Kollegen besprechen oder einfach Spaß haben und die Zeit mit den Gleichgesinnten genießen. Die Sprachkombinationen erstreckten sich von den klassischen Englisch-Deutsch und Französisch-Deutsch bis zum exotischen Armenisch.

Kurzum, konnten die Teilnehmer des Seminars viel mit nach Hause mitnehmen: ob Antworten auf aktuellen Fragen oder neue Kontakte.

*Die Einwohner der Elfenbeinküste heißen Ivorer (Ivorerin).